Happy End Geschichten

Tywin

Happy End:
 

Neuer Name – neues Leben

 

Wir lernten Tywin (bzw. Danny, wie er damals noch hieß) zunächst als einen sehr schüchternen und zurückhaltenden jungen Kater kennen. Im Tierheim ließ er sich nur schwer aus seinem Versteck hervorlocken. Vor Händen, speziell wenn sie in seine Richtung ausgestreckt wurden, schien er regelrecht Angst zu haben.

Wir führten dieses distanzierte Verhalten auf eine vermutlich weniger schöne Begegnung mit Menschen in der Vergangenheit zurück.

 

Um dem hübschen Flauschköpfchen zu zeigen, dass es in Gesellschaft von Menschen durchaus angenehm sein kann, nahmen wir ihn mit nach Hause.

Dort gaben wir ihm viel Zeit, um von sich aus erste Schritte in unsere Richtung zu machen. Und bereits nach einigen Besuchen in seinem privaten Rückzugsort, dem katzengerecht umgestalteten Badezimmer, traute er sich, Streicheleinheiten von uns zu empfangen.

Zu unserer positiven Überraschung nahm Tywin die Katzentoilette direkt an und war nie unsauber. Gefressen hat er vom ersten Tag an auch gleich wie ein ganz Großer.

 

Wir konnten dabei zuschauen, wie er immer mehr auftaute, sicherer und mutiger wurde. Traute er sich am ersten Tag nicht einmal auf die Waschmaschine zu springen, wurde die oberste Etage im Badregal bald zu seinem Lieblingsplatz, von dem er uns „Besucher“ immer freundlich maunzend zu Spiel und Schmuserei empfing.

 

Wir bemühten uns, ihm jeden Tag etwas mehr Raum zu geben, andere Zimmer der Wohnung erkunden zu lassen und ihn auf Entdeckungstour zu schicken. Dabei fiel uns auf, dass er ein echter Schnüffler ist: Alles Neue wurde stets sorgsam beschnuppert, vorsichtig angestupst und auf Spieltauglichkeit untersucht. Lose Schnüre und Kartons in allen Formen und Größen entpuppten sich als herrliche Spielwiese und Lernmaterial. Durch diese tägliche Beschäftigung mit Neuem hielt der Kleine es auch nie für nötig, an Tapeten oder Möbeln zu kratzen oder auf andere destruktive Weise Unzufriedenheit auszudrücken.

Wenn etwas mal nicht zum Spielen geeignet oder in sonstiger Weise tabu war, konnten wir das Tywin mit einem bestimmten Nein! schnell klarmachen. Diese Verbote nahm unser Entdecker gut an und hält sich auch heute noch äußerst diszipliniert daran.

Zugegeben, wenn es um die Menschenmahlzeiten geht, muss man ihn noch ein wenig daran erinnern, dass er nichts vom Tisch bekommt, aber das akzeptiert er dann auch brav. Frei nach dem Motto: Freundlich fragen kann man ja trotzdem mal.

 

Nach vier Wochen durfte Tywin das erste Mal nach draußen. Er tapste zunächst etwas unsicher schnüffelnd über die Terrasse und verschwand dann sogleich voller Erkundungsdrang in Nachbars Garten. Ein paar Minuten lang verlor er sich in der dortigen Pflanzenpracht, ließ sich dann aber doch noch sicher nach Hause zurückführen.

Seine Ausflüge in die Außenwelt wurden mit der Zeit immer länger und umfangreicher. Nach ein paar Tagen trug er stolz sein erstes Opfer auf die Terrasse: eine arme Blaumeise, die er genüsslich verschlang.

 

Inzwischen darf Tywwi, wie wir unseren kleinen Killer manchmal liebevoll rufen, solange draußen bleiben, wie er möchte. Wir haben ihm für sein Freigängerleben eine gedämmte Katzenhütte gebaut, in der er sich bei Kälte zurückziehen kann. Gefüttert wird auch nur noch draußen in seinem Katzenbereich, der ganz für ihn allein da ist.

Manchmal sehen wir, wie er abends mit anderen Katern aus der Nachbarschaft loszieht. Er scheint bereits ein paar Freunde gefunden zu haben. Zum Frühstück ist er aber jeden Morgen wieder da, begrüßt uns mit einer extra Portion Kuschel und Liebe und „erzählt“ uns aufgeregt von seinen nächtlichen Abenteuern.

Den Mittag und Nachmittag verbringt er zumeist auf dem Sofa oder den Paletten-Möbeln. Am liebsten natürlich wenn dort noch ein menschliches Kuschelkissen zugegen ist. Dabei scheint er absolut zu entspannen und fällt in den unmöglichsten Positionen in komatös anmutenden Schlaf. Nichts, außer dem Geräusch der Futterdose, kann ihn dann noch wecken.

Wenn er dann aber wach und aktiv ist, ist er kaum zu bremsen: Die Vögel in unserem Baum, die Mäuse und Hummeln fürchten Tywin bereits als begnadeten Jäger. Selbst der Gartenteich ist nicht vor ihm sicher. Denn unser Flauschkopf hat sich als echte Wasserratte entpuppt, die gerne mal mit den Pfötchen im Wasser planscht oder dem Rasensprenger hinterherjagt. Er ist immer neugierig und möchte am liebsten bei allem helfen oder wenigstens dabei sein. Wenn er einmal keine Lust hat, döst er im Schatten der Sträucher und beobachtet von dort aus, was seine Menschen so treiben.

 

Hände liebt unsere kleine Schnurrkugel inzwischen über alles, besonders wenn sie Bauch oder Kinn kraulen. Er kann gar nicht genug vom ausgiebigen Kuscheln bekommen. Ob Brust, Bauch, Pfötchen, Hinterbeine, Ohren… jede erdenkliche Körperstelle ist empfänglich für Streicheleinheiten. Diesbezüglich hat Tywin noch nie eine aggressive Abwehrreaktion gezeigt. Auch Pfotenpflege, Zeckenentfernung und Auftragen von Repellents werden höchstens mit einem entspannten Gähnen kommentiert.

 

Kurz: Tywin hat sich bei uns zu einem liebenswerten, neugierigen und verschmusten Kater entwickelt, der seinen Menschen absolutes Vertrauen schenkt.

Anfangs so schüchtern und ängstlich, entdeckt er nun die ganze Nachbarschaft und scheint überdies auch soziale Bande zu anderen Katzen aufzubauen.

Es macht uns jeden Tag Freude, diese positive Veränderung zu beobachten und ihm beim Großwerden zuzuschauen. Er ist zwar erst seit knapp zwei Monaten bei uns, aber kommt uns schon um einiges größer und schwerer vor. Und vor allem eins: glücklicher.

 

An dieser Stelle ein liebes Dankeschön an die Mitarbeiter/innen des Tierheims Rothe Erde, die sich um den kleinen Abenteurer gekümmert haben, bis er schließlich den Weg in unser Leben gefunden hat.